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Horizontalspannung.
Anmerkungen zur Globalisierung

Globalisierung erscheint als eine um Vertikalspannung (Sloterdijk) bereinigte Horizontalspannung. Beiden Spannungen ist eine Änderung, oder besser: eine Mehrung inhärent.

Die Horizontale steht für die Weite, eine Weite, die es zu erobern gilt. Es geht um Einverleibung, so wie sie Canetti in Masse und Macht anhand der Völlerei beschrieb, es geht um bloße Einverleibung. Es geht um einen Zuwachs, nicht um Entwicklung; ein Mehr im Hier und Jetzt. Macht ist immer der Versuch der Verbreiterung. Je mehr Followers, desto mächtiger. Es gibt selbstverständlich viele Wege, „Folgende“ zu gewinnen, vom Argument bis hin zur Gewalt, die Gefolgschaft durch Verfolgung zu generieren sucht. Die Kreise werden größer gezogen. Und ein jeder zieht im Zeitalter der Globalisierung seine Kreise.

Die Vertikalspannung alleine stört diese Kreise.

Die Vertikale ist die Jakobsleiter, die axis mundi, die Unten und Oben verbindet, und an der, wenn man ihr zu nahe kommt, ein Sog nach oben entsteht, ein Vertikalsog, in welchem das Partikulare als bloße Binnendifferenzierung im Universalen erkannt wird.

 

PS:

Piet Mondrian sah sich immer als Landschaftsmaler. Das Problem der Horizontale ist, dass sie fast durchweg als Horizont gesehen wird, vielleicht sogar gesehen werden muss. Nicht ohne Grund wehrten sich Vertreter der gegenstandslosen Malerei gegen horizontale Linien, weil diese als Abstraktionen des Horizonts interpretiert und damit missdeutet werden konnten. Solchen Abstraktionen liegt eben Vorhandenes zugrunde und seien es vorhandene Vorstellungen. Sie sind somit mehr oder minder fest auf etwas bezogen, wie ein Zeichen auf das Bezeichnete.

 

Die Horizontale ohne Vertikale ist ideenlos. Die  Vertikale ohne Horizontale ist gefahrlos.

Thomas Ebers

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